In den letzten Jahren hat das Interesse an der Verwendung von Cannabinoiden für verschiedene medizinische Zwecke zugenommen, darunter Schmerztherapie, Epilepsie und die Linderung von Symptomen im Zusammenhang mit lebensbegrenzenden Erkrankungen. Obwohl noch umfangreiche Forschungsarbeiten erforderlich sind, um den potenziellen Nutzen und die Risiken besser zu verstehen, haben anekdotische Hinweise und bestehende Studien begonnen, die möglichen therapeutischen Wirkungen von Cannabinoiden in der pädiatrischen Palliativmedizin hervorzuheben.
Eine kürzlich von Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführte retrospektive Analyse untersuchte die Daten einer pädiatrischen Patientenpopulation, bei der lebensbegrenzende Krankheiten wie neuropädiatrische, onkologische, metabolische oder kardiologische Erkrankungen diagnostiziert wurden. In dieser Studie wurden 31 Patienten Cannabinoide für verschiedene Indikationen verabreicht, darunter Spastizität, Schmerzen, Unruhe, Angst, Appetitlosigkeit und Epilepsie. Ziel war es, systematische Daten über den potenziellen Nutzen, die Dosierung und die Behandlungsmethoden für diese Patienten zu sammeln, um ein besseres Verständnis der Durchführbarkeit und Wirksamkeit der Verwendung von Cannabinoiden in diesem Zusammenhang zu ermöglichen.
Aufkommende therapeutische Anwendungen
Der Einsatz von Cannabinoiden in der pädiatrischen Palliativmedizin zielt in erster Linie auf die Bewältigung von Symptomen ab, die sowohl für die Patienten als auch für ihre Familien eine große Belastung darstellen können.
Zu diesen Symptomen gehören chronische Schmerzen, von denen viele pädiatrische Palliativpatienten betroffen sind, insbesondere solche mit Krebs oder neurologischen Erkrankungen. In vielen Fällen reichen herkömmliche Analgetika nicht aus, um die Schmerzen zu lindern, oder sie können unerwünschte Nebenwirkungen haben. Daher hat die Suche nach alternativen Lösungen dazu geführt, dass medizinische Fachkräfte den Einsatz von Cannabinoiden in Erwägung gezogen haben.
Medikamente auf Cannabinoidbasis haben ihr Potenzial bei der Behandlung verschiedener Arten von Schmerzen, einschließlich entzündlicher und neuropathischer Schmerzen, unter Beweis gestellt. Dies eröffnet die Möglichkeit, ihren Einsatz bei der Behandlung verschiedener schmerzbedingter Erkrankungen von pädiatrischen Palliativpatienten zu erweitern.
Ein weiteres häufiges Symptom in der pädiatrischen Palliativmedizin ist Spastizität, insbesondere bei Patienten mit neuromuskulären Störungen. Herkömmliche Arzneimittel wie Baclofen oder orale Medikamente sind möglicherweise nicht ausreichend wirksam oder haben unerwünschte Nebenwirkungen. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass der Einsatz von Cannabinoiden – vor allem Cannabidiol (CBD) – zur Linderung von Muskelspastizität und Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen vielversprechend ist.
Epilepsie-Behandlung
Neben der Linderung von Symptomen haben Cannabinoide in der pädiatrischen Palliativmedizin aufgrund ihrer potenziellen antiepileptischen Eigenschaften, insbesondere CBD, Aufmerksamkeit erregt. Eine erfolgreiche Behandlung der Epilepsie bei Kindern kann die Lebensqualität erheblich verbessern, indem sie sowohl körperliche als auch kognitive Symptome reduziert und das Risiko von Verletzungen oder Komplikationen im Zusammenhang mit Anfällen verringert. Darüber hinaus könnte die Bewältigung von Anfällen zu einer Verbesserung des Schlafverhaltens und einer Verringerung der Angstzustände der Patienten beitragen.
Bisherige Forschungsergebnisse zu CBD als Zusatztherapie bei Epilepsie bei Kindern sind sehr vielversprechend und erweisen sich als praktikable Option, insbesondere für medikamentenresistente Fälle.
In jüngsten klinischen Studien führte die Einführung von CBD-Medikamenten zu einem deutlichen Rückgang der Anfallshäufigkeit und zu einer Verbesserung des Gesamtzustands der Patienten bei verschiedenen Formen hochrefraktärer Epilepsien im Kindesalter.
Verbleibende Hürden und zukünftige Wege
Trotz der bisher erzielten vielversprechenden Ergebnisse sind noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden, bevor Cannabinoide als Teil der klinischen Standardpraxis in der pädiatrischen Palliativmedizin endgültig als nützlich eingestuft werden können. Die vorhandene Evidenz ist spärlich, und es sind genauere Studien erforderlich, um die optimalen Dosierungen, Formulierungen und Behandlungsschemata für verschiedene Arten von Erkrankungen zu bestimmen. Darüber hinaus besteht ein dringender Bedarf an langfristigen Sicherheitsdaten, da viele pädiatrische Palliativpatienten an chronischen und fortschreitenden Erkrankungen leiden, die eine kontinuierliche Behandlung erfordern.
In der medizinischen Welt legen die Praktiker Wert auf gemeinsames Wissen und umfangreiche Erfahrung. Es besteht ein zunehmender Bedarf an Leitlinien und Empfehlungen, die den Leistungserbringern im Gesundheitswesen Hinweise geben, wie sie cannabinoidbasierte Therapien am besten in ihre Praxis im Rahmen der pädiatrischen Palliativversorgung einbeziehen können. Daher sind die Erzielung eines Konsenses und die Schaffung einer soliden Evidenzbasis von entscheidender Bedeutung für die Aufnahme von Cannabinoiden in unser Arzneimittelbuch.
Der potenzielle therapeutische Nutzen von Cannabinoiden in der pädiatrischen Palliativmedizin wird zwar zunehmend anerkannt, doch sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um diese Wirkstoffe optimal zu nutzen und gleichzeitig die Risiken und Nebenwirkungen zu minimieren.
Je mehr Daten aus gut konzipierten klinischen Studien und realen Erfahrungen mit Patienten vorliegen, desto besser können wir verstehen, wie sich Cannabinoide in die bestehenden Behandlungsalgorithmen einfügen und die Lebensqualität von Kindern verbessern, die an lebensbegrenzenden Krankheiten leiden.